Wieso eignen sich moderne Genossenschaften für das Wohnen im Alter?
Im Hunziker Areal der Baugenossenschaft mehr als wohnen in Leutschenbach im Norden Zürichs, im Wohnbau Kalkbreite in der Nähe des Bahnhofs Wiedikon in Zürich sowie im Gebäude des Zusammen_h_alts im Sulzer-Areal in Winterthur können ältere Menschen wohnen und Teil einer Gemeinschaft werden. Das Hunziker Areal und die Kalkbreite achten bei der Vergabe der Wohnungen auf eine Durchmischung bezüglich Herkunft und Alter der Bewohnerinnen und Bewohner. Der Mix soll demjenigen der Zürcher beziehungsweise der Schweizer Bevölkerung ähneln. Die Genossenschaft Zusammen_h_alt auf der anderen Seite wurde spezifisch gegründet, um Wohnraum für ältere Menschen zu schaffen. Die Wohnungen werden bevorzugt an Personen im Alter von 55 bis 65 Jahren vergeben. Doch auch hier kommt es zu einer Durchmischung von jüngeren und älteren Menschen, denn die Genossenschaft teilt sich das Haus mit Gewerbetreibenden, einer Kita und dem Ladenbistro. Das Bistro ist ein Treffpunkt für Studierende und junge Familien aus dem Quartier sowie Ausbildungsplatz für Jugendliche im begleiteten Arbeitsmarkt.
«Die Mischung aus Individualität und Gemeinschaft des Hunziker Areals widerspiegelt sich auch in seiner Architektur: Jedes Haus greift Elemente der Nachbarhäuser auf, ohne dabei seine Eigenständigkeit zu verlieren.»
Michael Loss – Kommunikationsverantwortlicher, Baugenossenschaft mehr als wohnen
Teil eines Ganzen
Unter Cluster- oder Satelliten-Wohnungen versteht man eine Mischung aus einer Wohngemeinschaft und einer Kleinwohnung. Mehrere Parteien, die jeweils über eine kleine private Wohneinheit verfügen, teilen sich einen grossen gemeinsamen Koch-, Ess- und Aufenthaltsbereich. Sowohl das Hunziker Areal als auch die Kalkbreite bieten neben diversen anderen Wohnformen auch Cluster-Wohnungen an. «Seniorinnen und Senioren schätzen es, dass sie in Cluster-Wohnungen einerseits ihre Unabhängigkeit bewahren können und andererseits die Nähe zu anderen Menschen und die Einbindung in eine Gemeinschaft nicht missen müssen», erklärt Michael Loss, Kommunikationsverantwortlicher der Baugenossenschaft mehr als wohnen. Aline Diggelmann, Co-Verantwortliche Kommunikation der Genossenschaft Kalkbreite bestätigt dies: «Es ist diese einzigartige Möglichkeit, gemeinschaftlich zu wohnen und sich trotzdem in einen Privatraum zurückziehen zu können, welche diese Wohnform insbesondere für ältere Menschen sehr attraktiv macht.» Bei den Wohnungen der Genossenschaft Zusammen_h_alt handelt es sich nicht um Cluster-Wohnungen, denn sie sind voll ausgestattet. Doch auch hier sind die Wohnungen bewusst kleingehalten, um Raum für Gemeinschaftsflächen zu schaffen. «Wer früher das Zusammenleben in Gemeinschaften, wie beispielsweise einer WG, positiv erlebt hat, sucht im Alter eine entsprechende Fortsetzung und genau dies bieten wir», erklärt Sylvia Felix, Kommunikationsverantwortliche der Genossenschaft Zusammen_h_alt.
«Die Reduktion von privater Wohnfläche zugunsten von Gemeinschaftsräumen trägt zu einer lebendigen Nachbarschaft, Begegnungszonen und diversen Mehrwerten wie Sauna oder Bewegungsraum bei.»
Aline Diggelmann – Co-Verantwortliche Kommunikation, Genossenschaft Kalkbreite
Zusammen statt allein
Der gesamte Lebensraum der drei Genossenschaften eignet sich fürs Wohnen im Alter. Alles ist barrierefrei, Einkaufsmöglichkeiten und medizinische Versorgungseinrichtungen sind in der Nähe. Und: Es gibt viel Raum und Gelegenheit für Begegnungen. In der Kalkbreite trifft man sich beispielsweise in der Cafeteria, im Atelier oder im Foyer, das als Begegnungsort im Sinne eines «Dorfplatzes» konzipiert wurde. Im Hunziker Areal gibt es verschiedenste aktive Gruppen. Eine ü60-Gruppe, aber auch zahlreiche ganz durchmischte Gruppen mit Menschen in den unterschiedlichsten Lebensphasen. Und genau diese Durchmischung macht es aus. Die Vision des Hunziker Areals besagt, dass eine gesunde Gesellschaft alle Menschen jeglichen Alters integriert. «Es ist die Vielfalt – auch beim Alter – welche die Nachbarschaft bereichert und belebt und der Gemeinschaft einen Sinn gibt», führt Michael Loss aus. Auch die Genossenschaft Zusammen_h_alt bietet zahlreiche Gemeinschaftsräume und -flächen wie eine Bibliothek oder ein Musikzimmer sowie unzählige Aktivitäten wie Konzerte, Lesungen oder Feste, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern organisiert werden. «Dieses Zusammenwirken schafft eine Verbundenheit, die sich positiv auf die Nachbarschaftshilfe auswirkt, welche im Alter noch wichtiger wird», erklärt Sylvia Felix.
«Unser Gebäude ist nach dem Energieeffizienzpfad 2040 konzipiert.»
Sylvia Felix, Kommunikationsverantwortliche, Genossenschaft Zusammen_h_alt.
Weniger ist mehr
Das Hunziker Areal und die Kalkbreite sind beides 2000-Watt-Areale. Sie erfüllen höchste Anforderungen an Energieeffizienz, werden fast ausschliesslich mit erneuerbarer Energie versorgt und verpflichten sich zu einem minimalen CO2-Ausstoss durch Bau, Betrieb und Mobilität. Das Gebäude der Genossenschaft Zusammen_h_alt orientiert sich am SIA-Effizienzpfad 2040 und somit ebenfalls an den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. In einem 2000-Watt-Areal sind die Energiekosten entsprechend tief. «Bei vielen Menschen verschlechtert sich die Einkommenssituation nach der Pensionierung, weshalb die tiefen Energiekosten insbesondere auch für ältere Menschen einen grossen Pluspunkt für unsere Siedlung darstellen», erklärt Michael Loss. Doch nicht nur finanziell ist das 2000-Watt-Konzept interessant. Die Bewohnerinnen und Bewohner – insbesondere diejenigen, die auf einen grosszügigen individuellen Wohnraum verzichten – weisen einen deutlich tieferen ökologischen Fussabdruck auf im Bereich Wohnen als der Schweizer Durchschnitt. Somit tragen in den drei Genossenschaftsarealen Jung und Alt gemeinsam zu einer nachhaltigeren Zukunft für kommende Generationen bei.