Sanierung in bewohntem Zustand: Erfolgsbeispiel Telli
Die Telli-Überbauung ist ein ikonisches Bauwerk mit einer langen Geschichte und spielt eine Vorreiterrolle für bauliche Verdichtung und Freiraum für die Gemeinschaft. Das Konzept der Siedlung mit einem Park, durchdachten Wegverbindungen und guten Anschlüssen an die Umgebung garantiert seinen Bewohnenden eine hohe Lebensqualität. Ein Grossteil der Mieterinnen und Mieter beschloss deshalb, ihr einzigartiges Zuhause aufgrund der energetischen Sanierung nicht zu verlassen. Dies wurde ihnen durch zahlreiche Unterstützungsmassnahmen ermöglicht: Ruhewohnungen bzw. Ersatzwohnungen für die zwei Wochen, während denen sie jeweils aus ihren Wohnungen ausziehen mussten, Zügelhilfe, organisierte Nachbarschaftshilfe und vor allem eine gute Kommunikation zwischen allen Akteurinnen und Akteuren.
Frühzeitige Information
Um einen guten Austausch zwischen der Mieterschaft, der Vermieterschaft und anderen involvierten Akteurinnen und Akteuren sicherzustellen, engagierte die Eigentümerin, die AXA Anlagestiftung, die Zürcher Agentur s2r.gmbh. Diese ist Spezialistin für soziale Nachhaltigkeit in städtebaulichen Transformationsprozessen und erarbeitete ein Kommunikations- und Partizipationskonzept für den gesamten Sanierungsprozess. Ein Jahr vor Baustart wurden diverse Kommunikationskanäle aufgebaut und danach regelmässig bespielt.
Kontinuierlicher Dialog
Neben regelmässigen Informationsveranstaltungen wurden vor und während der Sanierung zahlreiche weitere analoge und digitale Kommunikationskanäle eröffnet, auf denen sich die Mieterinnen und Mieter informieren sowie mit den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren – von der Bauleitung über die Bewirtschaftung bis zur sozialen Anlaufstelle – in den Dialog treten konnten. Die Kommunikationsmassnahmen umfassten neben Flyern, Broschüren, der Website telliportal.ch oder der digitalen Plattform BeUnity auch das Tellicafé und das Radio Tellifon. Der Name Tellicafé stand für eine persönliche Anlaufstelle in einem Baucontainer vor Ort. Dort konnten sich die Mietenden direkt mit den Vertretenden der Bewirtschaftung und einer Ansprechperson aus dem soziokulturellen Bereich austauschen, die unter anderem Unterstützungsmassnahmen organisierte. Das Radio Tellifon bezeichnete eine Gratistelefonnummer, über welche insbesondere ältere Mieterinnen und Mieter ohne digitale Geräte News und Geschichten von der Baustelle hören konnten. Das Kommunikations- und Partizipationskonzept hat sich ausbezahlt. «Die meisten Mieterinnen und Mieter haben sich vor und während der Bauphase gut informiert und ernst genommen gefühlt, obwohl es auch mühsame Phasen gab mit viel Lärm und Dreck», erklärt Debora Suter, Projektleiterin bei s2r.gmbh. Mehr als drei Viertel aller Mieterinnen und Mieter sind dem Telli-Quartier treu geblieben.
Attraktivere Wohnungen und aufgewerteter Aussenraum
Im Rahmen der dreijährigen Sanierung wurden die Fassaden der beiden Gebäude gedämmt, die Fenster durch dichtere und grössere ersetzt, eine moderne Lüftung installiert und ein Anschluss ans Fernwärmenetz erstellt. Gleichzeitig erhielten die Wohnungen einen markant vergrösserten Westbalkon. Weiter wurden die Eingangsbereiche und Passerellen mit frischen Farben, einem neuen Beleuchtungskonzept sowie Begegnungs- und Spielzonen als einladende Begegnungsräume gestaltet. Zuletzt wurde der gesamte Park wiederhergestellt und aufgewertet, etwa mit einem naturnahen Bepflanzungskonzept, einem neuen Tennisplatz, einem Outdoor-Gym, einem multifunktionalen Sportplatz sowie neuen Begegnungsräumen.
Für die Mietenden hat sich die Geduld und Kompromissbereitschaft während des Baus gelohnt: Sie freuen sich über die auch nach der Sanierung vergleichsweise tiefen Mietpreise, die tieferen Nebenkosten und insbesondere über ihre neue, moderne Wohnung, den einladenden Aussenbereich und einen nochmals stärkeren Zusammenhalt im Quartier.